Absinth und seine Wirkung
Die Wirkung des Absinths geht über die anderer Spirituosen hinaus, denn „er“ enthält neben Alkohol noch weitere psychoaktive Substanzen. Maßgebliche Bedeutung kommt dabei dem Thujon zu, einem Inhaltsstoff des Wermutextrakts. Der zu den Beifußgewächsen zählende Wermut (Artemisia absinthium) ist eine strauchartige Pflanze, die, wenn sie es schön trocken hat, grau-grünliche gefiederte Blätter sprießen lässt, gelbliche rispenförmige Blütenköpfe treibt und es bis auf einen stolzen Meter schafft.
Bereits in der Antike wurde Wermut, in Wein gegeben, von Pythagoras und Hippokrates als Arzneimittel gegen vielerlei Leiden empfohlen. Im Mittelalter hängte man ihn ins Dachgestühl oder legte ihn unters Kopfkissen, da man meinte, auf diese Weise die Pest fernzuhalten.
Die besondere berauschende Wirkung des Absinths, wie er Mitte des 19. Jahrhunderts gebrannt wurde, beruhte nach allgemeiner Auffassung in erster Linie auf dem Zusammenspiel von hohem Alkohol- und damals noch sehr hohem Thujongehalt.
Anders als andere Spirituosen schien Absinth bereits in kleinen Mengen euphorisierend und stimulierend zu wirken, in größeren Mengen soll er auch eine halluzinogene Kraft entfaltet haben.
Über diese Besonderheit des Absinths sagte Oscar Wilde:“ Das erste Stadium ist wie normales Trinken, im zweiten fängt man an, ungeheuerliche, grausame Dinge zu sehen, aber wenn man es schafft, nicht aufzugeben, kommt man in das dritte Stadium, in dem man Dinge sieht, die man sehen möchte, wundervolle, sonderbare Dinge.“
All dies machte den damaligen Absinth zwar attraktiv, lud aber auch zu unmäßigem Konsum ein. Für die meisten Menschen war Absinth niemals mehr als ein besonders belebendes Getränk, starker Missbrauch hingegen hatte nicht selten Abhängigkeit zur Folge. Dies trug zu der allgemeinen Hysterie um den Absinth bei, die zur Zeit des 1. Weltkrieges zu einem Verbot in beinahe allen westlichen Staaten führte.
Innerhalb der Europäischen Union 1998 wurde Absinth mit erheblich reduziertem Thujongehalt wiederzugelassen.
Und vor allem: er hat immer noch eine einzigartige Wirkung. Denn Thujon ist bereits in geringen Dosen psychoaktiv, wogegen erst extrem hohe Dosen als gesundheitlich bedenklich eingeschätzt werden. Diese Dosen sind so hoch, dass Wissenschaftler in neueren toxikologischen Studien sogar bezweifeln, daß selbst der früher noch vergleichsweise hohe Thujongehalt des Absinths problematisch war.
Maßgeblich für die Folgeschäden des Missbrauchs war ihrer Auffassung nach ausschließlich der hohe Alkoholgehalt.